Klaus-Dieter Müller | Alexander N. Haritonow
Zum Geleit
Das Buch, das Sie in der Hand halten, ist einem sehr bedrückenden Kapitel der Geschichte gewidmet. Auf insgesamt 252 Grabstätten im Freistaat Sachsen ruhen heute nachweislich die sterblichen Überreste sowjetischer Bürger, die während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit ums Leben kamen. Doch die Hinterbliebenen dieser Menschen wissen nur in den wenigsten Fällen, wo sich das Grab ihres Angehörigen genau befindet. Zu lange lag der Mantel des Schweigens über diesen Geschehnissen. Deshalb schließt dieses Buch eine wichtige Lücke. Es stellt alle 252 Grabstätten in Wort und Bild vor und vermittelt so einen Eindruck über die Art und Weise, in der zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Erinnerung vor allem an die sowjetischen Kriegsopfer in Deutschland wachgehalten wird. Darüber hinaus sind auf zwei DVDs die Namen und Lebensdaten von 35 863 Sowjetbürgern, die in Sachsen begraben sind, festgehalten. Nachfolgend finden Sie einige Hinweise über den Aufbau dieses Buches und die darin verwendeten Konventionen. Eine Sprache hält häufig für die eine oder andere Erscheinung mehrere Worte bereit, die in Abhängigkeit von der Verwendung unterschiedliche Bedeutung annehmen können. Um Missverständnisse auszuschließen, sei daher zu nächst darauf hingewiesen, dass in diesem Buch der Begriff „Grabstätte“ für einen Ort verwendet wird, an dem eine oder mehrere Personen begraben liegen. Das kann ein einzelnes Grab, ein (abgegrenzter) Teil eines Friedhofes oder auch ein ganzer Friedhof sein, wobei die einzelnen Grabstellen nicht in jedem Fall mehr sichtbar sein müssen. In allen 252 in diesem Buch vorgestellten Grabstätten ruhen Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion. Viele von ihnen sind namentlich bekannt, über andere ist lediglich belegt, dass sie an der betreffenden Stelle ruhen. Die Grabstätten werden in alphabetischer Reihenfolge der Standorte vorgestellt. Auf eine Zuordnung zu Verwaltungseinheiten wurde bewusst verzichtet, da es seit Kriegsende in der damaligen DDR und auch nach der deutschen Wiedervereinigung im Freistaat Sachsen mehrere Kreisgebietsreformen gegeben hat, bei denen die Zugehörigkeit der Gemeinden zu den einzelnen Kreisen wechselte. Um dennoch die geografische Lage der einzelnen Grabstätten leicht auffinden zu können, wurde in jede Beschreibung ein Lageplan mit dem Verweis auf den entsprechenden Kartenausschnitt aufgenommen. In den auf den Folgeseiten abgedruckten Übersichtskarten sind die Standorte der einzelnen Grabstätten mit der entsprechenden Signatur markiert. Die Karten sind in russischer Sprache gehalten, da für die deutschen Leser dieses Buches die deutschen Ortsbezeichnungen geläufiger und damit auch leichter in einem herkömmlichen Atlas auffindbar sind. Die Signaturen dienen vor allem dazu, die einzelnen Grabstätten eindeutig voneinander zu unterscheiden und die Zuordnung der in der Totenliste aufgeführten Opfer zu einer bestimmten Grabstätte leichter vornehmen zu können. Betrachtet man die einzelnen Kartenausschnitte, so fällt auf, dass die Verteilung der Grabstätten über das Gebiet des Freistaates Sachsen sehr stark schwankt. Die höchste Konzentration findet man in großen Städten und Ballungszentren, während im ländlichen Raum wesentlich weniger Grabstätten vorhanden sind. Das liegt vor allem daran, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Anordnung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland viele Einzelgrabstätten aufgelöst und die sterblichen Überreste der Toten auf zentral gelegene Sammelfriedhöfe umgebettet wurden. Diese wurden häufig in Form von Ehrenfriedhöfen mit entsprechenden Denkmalen gestaltet und bildeten in der Folgezeit zentrale, gepflegte Erinnerungsorte. Sie sind bis heute gut erhalten und wurden teilweise in den vergangenen Jahren noch einmal rekonstruiert. Auch die kleineren Grabstätten werden von den Gemeinden in der Regel gut gepflegt. Für die Beschreibungen der einzelnen Grabstätten wurden in mühevoller Kleinarbeit über Jahre hinweg Fotografien und Informationen zusammengetragen, Dokumente aus verschiedenen Quellen miteinander verglichen und Zeitzeugen befragt. Die daraus gewonnen, gesicherten Informationen fanden Eingang in die Beschreibungen. Geringfügige Unterschiede im Wortlaut der deutschen und russischen Texte haben ihre Ursache in dem unterschiedlichen Informationsbedarf der Leser aus verschiedenen Ländern. So müssen manche Dinge, die für Deutsche selbstverständlich sind, im Russischen zusätzlich erläutert werden und umgekehrt. Es wurden in die Beschreibungen teilweise Übersetzungen von Originaldokumenten aufgenommen, die nur in einer der beiden Sprachen abgefasst sind. Jeder Abschnitt enthält neben der bereits erwähnten Signatur den Namen des Ortes, an dem sich die Grabstätte befindet, die Bezeichnung der Grabstätte sowie Angaben zum Standort, in der Regel den betreffenden Straßennamen. Am Ende jeder Beschreibung befindet sich in tabellarischer Form eine statistische Übersicht über die Anzahl der hier ruhenden sowjetischen Bürger. Aufgrund der großen Unterschiede der in den Quellen festgehaltenen Informationen über Ver storbene, kann man auch den namentlich bekannten Opfer nicht immer ihren genauen Status – Soldat, Kriegsgefangener oder Zivilist – zuordnen. Auf der anderen Seite weisen manche Quellen den Status von Verstorbenen aus, ohne dabei deren Namen zu nennen. Kursiv gesetzte Angaben in diesen Statistiken bedeuten, dass diese Zahlenangaben auf dem Vergleich verschiedener Dokumente beruhen, die keine eindeutige Aussage zulassen. Sie sind also nicht hundertprozentig belegt. Diesem Buch liegen zwei DVDs bei, die Listen der namentlich bekannten, auf dem Territorium des Freistaates Sachsen begrabenen sowjetischen Bürger enthalten. Die Datenträger können auf jedem PC oder Apple Macintosh-Computer mit DVD Laufwerk abgespielt werden, sofern als Software ein Internet-Browser installiert ist. Beim Einlegen der DVD öffnet sich ein Browserfenster mit der Titelseite der DVD. Die Anwendung ist für eine Bildschirmauflösung von 1024x786 px optimiert, kann aber auch auf Monitoren mit anderer Auflösung betrachtet werden. Folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm und wählen Sie zunächst Ihre Sprache aus. Die DVD enthält mehrere einführende und erklärende Texte, die entweder nacheinander – durch Klicken auf den Button „weiter“ – oder auszugsweise über Klicken auf die entsprechenden Links betrachtet werden können. Die Schalt flächen zur Datenbank befinden sich in der rechten oberen Ecke. Bitte haben Sie nach dem Aufrufen der Datenbank in der von Ihnen bevorzugten Sprache ein wenig Geduld. In Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit Ihres Computers kann der Aufbau der Datenbank unter Umständen mehrere Minuten dauern. Anschließend können Sie über die Suchfunktion Ihres Browsers die dargestellte Liste nach beliebigen Angaben (Name, Geburtsdatum, Geburtsort usw.) durchsuchen. Weiterführende Hinweise zur Bedienung der Datenbank finden Sie auf der jeweiligen DVD. Auf der DVD 1 sind die Daten von 15 649 namentlich bekannten sowjetischen Bürgern erfasst, die auf einer von 248 Grabstätten (mit Ausnahme der vier Friedhöfe in Zeithain) im Freistaat Sachsen begraben sind. Die Daten zu den bislang bekannten 20 214 in Zeithain ruhenden sowjetischen Kriegsgefangenen befinden sich auf der DVD 2. Die Listen enthalten zu jeder Person folgende Angaben: Name, Vorname, Vatersname, Nationalität, Geburtsort, Geburtsdatum, Sterbedatum sowie die Signatur der Grabstätte (anhand dieser Angabe kann die Beschreibung im Buch leicht aufgefunden werden). Auf der DVD 1 ist in einer zusätzlichen Spalte der Status der betreffenden Person ausgewiesen. Für einen großen Teil der Kriegsgefangenen sind Abbildungen der seinerzeit in den Lagern ausgestellten Dokumente vorhanden. Folgen Sie den Links in der äußeren rechten Spalte der Tabelle, um diese Abbildungen zu betrachten. Bei kleinen Bildschirmen kann es dazu not - wendig sein, auf der Seite nach rechts zu scrollen. Diese Aufstellung über die namentlich bekannten sowjetischen Toten wird vor allem für Angehörige in den Nachfolgestaaten der UdSSR ein wichtiges Instrument sein, um vielleicht auf diesem Wege nach vielen Jahrzehnten Informationen über das Schicksal einzelner Personen und den Ort ihrer letzten Ruhestatt zu erhalten. Zugleich wird dieses Buch Gemeinden und Organisationen als wichtiges Nachschlagewerk dienen, um entsprechende Anfragen nach Gräbern sowjetischer Bürger besser beantworten zu können. Vergleicht man die Zahl der namentlich bekannten Opfer mit der vorläufigen Gesamtzahl, so wird man feststellen, dass viele Schicksale immer noch der Klärung bedürfen. Hier werden die zuständigen Einrichtungen in allen beteiligten Ländern in Zukunft weiter zusammen arbeiten müssen, um den Toten ihre Identität zurückgeben zu können.