Sowjetische Kriegsgefangene in Norwegen
Im Mai 2011 unternahmen Mitarbeiter der Dokumentationsstelle Dresden im Rahmen des Projektes „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte. Forschungen zum Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit“ eine Reise nach Norwegen.
Abgesehen von dem Treffen mit betreffenden Institutionen und Behörden in Norwegen besichtigten die Mitarbeiter einzelne Orte früherer Kriegsgefangenenlager. Besucht wurden auch Grabstätten der Kriegsgefangenen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und ihre Bestattungsorte auf heutigen Friedhöfen.
In Norwegen waren sowjetische Kriegsgefangene zum Bau von Eisenbahnstrecken, Straßen, Flughäfen und Seehäfen eingesetzt worden. Im Winter mussten sie oftmals die Straßen vom Eis und Schnee befreien. An den ehemaligen Einsatzorten der Kriegsgefangenen befinden sich heute häufig Denkmäler und Friedhöfe, die an die zahlreichen Toten der Arbeitskommandos erinnern.
Ende 1940er/ Anfang 1950er Jahre wurde in Norwegen auf Regierungsebene ein Beschluss zur Exhumierung einer Vielzahl begrabener sowjetischer Kriegsgefangener gefasst. Die Gebeine wurden innerhalb kurzer Zeit auf Sammelfriedhöfe umgebettet. Diese Aktion erhielt die Bezeichnung „Asphalt“. (Bei den für den Transport der Gebeine der Kriegsgefangenen benutzten Säcke handelte es sich um handelsübliche Asphalttransportsäcke.)
Damals begründete die Verantwortlichen die Umbettung mit der ordnungsgemäßen Pflege der Gräber. Heute existiert eine weitere und sehr verbreitete Version über diese Aktion. Die sowjetische Botschaft hätte offizielle Besuche der Friedhöfe, beispielsweise zur Kranzniederlegung, für Militärspionagezwecke genutzt. Viele der Friedhöfe befanden sich in der Nähe von militärisch wichtigen Objekten. Die betreffenden Dokumente zur Operation „Asphalt“, welche sich in norwegischen Archiven befinden, sind bis heute nicht für die historische Forschung zugänglich.
Die Geschichte sowjetischer Kriegsgefangener in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und deren Grabstätten in Norwegen werden aktuell auch von verschiedenen Forschungseinrichtungen und Historikern in Norwegen erforscht.
Siehe Links:
Falstad-Zentrum
Sowjetische Kriegsgefangene in Norwegen
Blutweg Museum - Saltenmuseum