Tjotta
Direkt neben dem weißen Gebäude war während der Zeit des Zweiten Weltkrieges der Kommandant des Lagers für sowjetische Kriegsgefangene auf der Insel Tjotta untergebracht. Rechts von dem Gebäude befand sich das Lager selbst. Hinter dem Gebäude führte ein heute noch erkennbarer Graben, durch den die Bewohner der Umgebung den Kriegsgefangenen manchmal unerkannt Lebensmittel bringen konnten.
Die Gefangenen waren hier hauptsächlich zum Bau von militärischen Anlagen und im Steinbruch eingesetzt.
An dieser Anlegestelle kamen während der Umbettungsaktion (Operation „Asphalt“) die Schiffe mit den in Säcken transportierten Überresten an, welche auf Nordnorwegischen Friedhöfen exhumiert worden waren.
Auf der Insel Tjøtta war zu Beginn der 1950er Jahre im Rahmen der Operation „Asphalt“ ein Sammelfriedhof für sowjetische Kriegsgefangene angelegt worden.
Die Namen sowjetischer Kriegsgefangener, welche zu dieser Zeit bekannt waren, wurden in Kupfertafeln eingraviert und auf Steinplatten befestigt. Leider gibt es heute immer wieder Fälle von Vandalismus. Einzelne Bürger der früheren Sowjetunion, die den Friedhof besuchten, nahmen Tafeln ihrer Angehörigen mit.
Grundlegende Informationen und die Namen der Begrabenen sind hier in einem Gräberbuch erfasst, das sich in einem in der Wand eingelassenem Metallkasten befindet. (Die Öffnung des Kastens ist mit einem I für Information versehen.) Wenn der Name des beerdigten Kriegsgefangenen zur damaligen Zeit unbekannt war, wurde seine Erkennungsmarkennummer im Buch erfasst.
Am Ende des Krieges hatte sich die deutsche Wehrmacht entschieden die sowjetischen Kriegsgefangenen aus Nordnorwegen nach Südnorwegen zu verlegen. Ein ortskundiger norwegischer Historiker erzählt, dass Kriegsgefangene auf ein Schiff verladen worden waren und dass dies der ganzen umliegenden Bevölkerung bekannt war. Als die „Rigel“, so der Name des Schiffes, sich auf dem offenen Meer befand, wurde es von englischen Fliegern bombardiert. Die Besatzung lenkte das Schiff wieder näher zur Küste. Doch die Flieger schossen auch auf die Menschen, welche versuchten sich schwimmend an Land zu retten. Die ortsansässige Bevölkerung berichtet, dass die Fliehenden keine Wehrmachtsuniform getragen hätten und trotzdem weiter auf sie gefeuert wurde.
Nach der offiziellen Version zu diesem Vorfall, sei es Tatsache gewesen, dass die Wehrmacht Transporte auch mit Schiffen unter falschen Flaggen und Markierungen vornahm. So sei auch in dem beschriebenen Fall den Piloten der Befehl erteilt worden, das feindliche Transportschiff zu zerstören. Dass auf dem Schiff sowjetische Kriegsgefangene waren, so die englische Version, hätte die englische Führung nicht gewusst.
Als an der Küste des Fjords der Sammelfriedhof Tjøtta eröffnet wurde, waren im Hintergrund des errichteten Denkmals noch Überreste der „Rigel“ zu sehen.
Erst in den 1970er Jahren wurden Überreste von Toten aus dem Schiffswrack geborgen und auf einem eigenen Friedhof neben der bestehenden Anlage beigesetzt. Ein steinernes Kreuz erinnert an die Toten. Die Namen der Opfer sind bis heute unbekannt. Zu der Katastrophe und zu deren Opfern befinden sich Informationen vor Ort.